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Ja, soviel zu nicht auf seinen eigenen Rat hören! Ich hab in den letzten 20 Jahren tausende von Gigs gespielt. Angefangen von Underground über Kommerz, Großraumdiskotheken und Festivals, bis zu Firmenfeiern, Privatparties und Hochzeiten. Außerdem schreibe und unterrichte ich dieses Zeug seit fast 10 Jahren und trotzdem ist mir am Freitag ein Fehler unterlaufen, der fast meinen kompletten DJ Gig ruiniert hätte.

Ich sollte auf einer Weihnachtsparty eines hippen neuen Online-Unternehmens spielen. Die Leute so hauptsächlich zwischen 20 und 40 Jahre alt mit vereinzelt ein paar Älteren drunter. Ich hab schon ein paar Mal für die aufgelegt und sie buchen mich immer, weil ich “etwas für Alle“ spiele und die DJs, die sie bisher hatten (meist von der Location gestellt) immer scheiße waren.

Sie hatten in einem Festzelt vor der Location ein 3-Gänge Menü vorbereitet an dessen Anschluss die Leute in den Club zum Feiern gehen sollten. Der Laden war ein moderner Club mitten im Entertainment und Nachtleben Bezirk. Das Essen startete um 21 Uhr und so um 22 Uhr sollte ich dann anfangen und etwa bis 4 Uhr auflegen.

So, jetzt ist es 22:30 Uhr und die ersten Gäste torkelten vollgefressen von dem Menü in den Club und gingen erst Mal an die Bar, um sich kostenlos Getränke zu holen. Die Anlage war ziemlich gut. Laut und mit jeder Menge Bass. Und das Management dimmte bereits die Lichter ein wenig, so dass im Club schon jetzt eine gute Atmosphäre herrschte. Alles sah nach einem richtig guten Abend aus.

Ein Firmenevent, auf dem alles umsonst ist. Was soll da schief gehen bitte?

Ein Firmenevent, auf dem alles umsonst ist. Was soll da schief gehen bitte?

Ich startete mit meinem Warm-Up. Bei solchen Gigs fange ich meist mit etwas älteren, langsameren Songs an, die die Leute halt so kennen. Dann werd ich bisschen schneller und spiele neueres Pop und Hip-Hop Zeug, ein wenig Disco, House und dann mehr Party und EDM-Musik, um dann spätter die offensichtlicheren Classics zu spielen.

Ein typischer DJ Anfängerfehler

Und dann, wie aus heiterem Himmel, ging es auf einmal los. Der Chef des Ladens kam zu mir rüber, drehte die Regler so weit auf, dass es in den Ohren wehtat und sagte: “Was machst du? Wann fängst du endlich richtig an?

Ich meinte höfflich: “Die haben gerade erst gegessen, mach dir keine Sorgen, das wird schon!” Und lächelte dabei.

Zehn Minuten später kommt er zurück. “Sorry, aber der Organisator meinte, er will gleich von Beginn an kommerziellen Sound. Ich mag ja was du da spielst, aber die nicht. Spiel jetzt andere Musik!

Und an dem Punkt machte ich einen ENTSCHEIDENDEN FEHLER… Ich hörte tatsächlich auf den Typen. Ich schaute nach dem Organisator, der mich gebucht hatte, konnte ihn aber nirgends finden, außerdem befand ich mich in einer Location, in der ich vorher noch nie gewesen war. Deshalb gab ich (innerhalb der Grenzen, meiner Musiklibrary) mehr Gas und spielte schneller. Ein paar Leute tanzten, verloren aber bald die Lust und gingen wieder. Der Typ war zurück.

Pass auf, diese Typen zahlen hierfür Geld und sie sind nicht gerade glücklich! Spiel nichts, was älter ist als 2000 und spiel vor allem kommerzielle Tracks. Ich hab keinen Bock darauf, dass die sich die ganze Zeit beschweren! Oh, und mach lauter!

Ich sagte: “Du, wenn der Organisator sich über die Musik beschwert, schick ihn das nächste Mal doch einfach direkt zu mir bitte.“ Ohne zu antworten ging er wieder, jedoch nicht ohne vorher noch einmal die Lautstärke auf kurz vor Trommelfell-Platzen Laut aufzudrehen.

Ich war stocksauer und hatte genau gar keine Lust mehr aufzulegen. Und die Tanzfläche war auch komplett leer. Ich dachte mir “Scheiß Drauf“; ging mit dem Tempo und der Lautstärke runter und spielte ein paar chillige Warm-Up Nummern, von denen ich wusste, dass sie die Leute zum Tanzen bringen werden. Langsam begann die Tanzfläche sich wieder zu füllen und ein halbe Stunde später, spielte ich mich durch quer durch alle Genre mit neuem und altem Zeug. Den Typen sah ich den ganzen Abend nicht mehr.

Am Ende wurde es doch noch ein passabler Abend, aber dieser Club-Chef/Manager hat mich echt aufgeregt und mich so weit getrieben, dass ich mir seine Meinung aufdrücken ließ und spielte, was er wollte. Das hat mir meine Stimmung für den ganzen Abend versaut. Und wie wir alle wissen, es gibt nichts Schlimmeres, als einen DJ, der gar keine Lust hat hier zu sein (DJ Todsünde – Nummer 4). Wie gesagt, am Ende wurde es doch noch ganz gut, aber ich habe mit Sicherheit schon bessere Sets gespielt.

Am Samstag dann hab ich mit dem Organisator der Party gesprochen und der meinte: “So etwas hab ich nie gesagt! Ich weiß doch was du für Musik spielst und genau deshalb haben wir dich ja gebucht.“

Ich werde wohl nie erfahren, was den Manager dazu veranlasst hatte, so etwas zu sagen. Vielleicht war er sauer, dass sie nicht einen seiner Residents gebucht haben oder er hat sich aufgeregt, dass (nachdem die Getränke nicht mehr kostenlos waren) ein paar Leute gegangen sind und hat es auf die Musik geschoben. Oder ich hab einfach nicht so mega-kommerziell gespielt, wie er es normalerweise in seinem Laden gewöhnt ist. Ich weiß es nicht und es ist im Prinzip auch egal.

Was nicht egal ist, ist dass ich nicht zuerst mit der Person gesprochen habe, die mich gebucht hat, bevor ich die Musik änderte, die Tanzfläche leerte und den ganzen Abend nicht mehr in Stimmung kam. Es regt mich echt auf, so einen Anfängerfehler gemacht zu haben. Und obwohl ich gerne wieder auf einer Feier von dem Unternehmen auflegen würde, war ich mit meiner Leistung an dem Abend nicht zufrieden. Und ich würde mich auch nicht wundern, wenn sie das nächste Mal jemand anderen buchen.

Aber das zeigt doch nur wieder, egal wie lange du schon als DJ arbeitest, du bist trotzdem nicht davor geschützt, noch solche Anfängerfehler zu begehen. Aber der hier passiert mir bestimmt nicht noch einmal!

Warst du auch schon einmal in so einer Situation? Wie bist du damit umgegangen? Ich bin gepannt, auf eure Erfahrungen und Komentare unten.

Artikel im englischen Original auf DigitalDjTips

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{ 14 comments… add one }
  • Stephen Nawlins 17. April 2015, 11:02

    Hi Tobias,
    Ich hatte ein ähnliches Erlebnis.
    Nur das der Auftraggeber mein eigener Arbeitgeber war. Ich arbeite für ein Amt und es war die Betriebsfeier unseres Departementes. Insgesammt 650 Leute, ein Hauptfloor mit Live Band und eine Location die zur Bar/Lounge umfunktioniert wurde mit meiner DJ-Wenigkeit. Mit 100-120 Leute wäre mein Floor so ziemlich voll gewesen.
    So habe um 20h begonnen in einer leeren Location…jedoch, da die Leute sich zw. Live Band Floor, Outdoor Bereich und Bar/Lounge frei bewegen konnten, war ich der Meinung es muss Musik laufen wenn jemand reinläuft sonst geht er Rückwärts grad wieder raus wenn kein Sound zu hören ist und weit und breit kein DJ zu sehen ist.
    so gegen 21h hatte ich schon so zw. 30 und 40 Leute da…die mein Warm-Up geniessten.
    ab 21h30 hatte ich die Budde voll…mehrheitlich Leute zw. 30-50Jahre….also weniger die EDM und Clubcharts Fans sondern gute alte Party-Klassiker 70’s, 80’s, 90’s Zeugs aus unseren jungen Jahren halt.
    Da kommt diese 20-jährige Maus zu hüpfen (Eine Lehrtochter wie sich herausgestellt hat) und meint bei vollem Floor (also gut 100 Leute) Ob ich denn nicht Mal was modernes aus den CHarts od. CLubcharts spielen könnte…es würde ja niemand tanzen!!!
    Habe die junge Dame dann einfach abblitzen lassen…und meine „Erwachsenen“ haben an einem Abend unter der Woche bis um 2h in der Früh meine Dienste genossen ab 2h habe ich noch bis 3h eine Mix-Cd reingeschoben und habe nur Lob geerntet..hätte ich die Tussy wahrgenommen hätten wir wohl um Mitternacht schliessen können.

    Reply
    • Tobias Laemmle 20. April 2015, 07:11

      Hey Stephen,

      freut mich, dass du dich richtig entschieden hast und alles gut gelaufen ist.

      Gruß,
      Tobi

      Reply
  • Mike 16. Dezember 2014, 15:08

    Ja, auch das Zwischenmenschliche muss ein DJ beherrschen. Danke für den tollen Beitrag! 🙂

    Reply
  • Orcun 12. Dezember 2014, 02:31

    Hey!
    Ich musste während dem auflegen heute an dein Bericht hier denken!

    Genau bzw so ähnlich ist es mir heute ergangen!

    Die Veranstalterin hatte mich für Ihre Weihnachtsfeier gebucht!
    Musikalisch haben wir uns auf Alltime Classics, 70/80/90/00 & heutige Charts geeinigt!
    Bei unserem Gespräch hat Sie auch mit ihr vollstes Vertrauen verkündet!

    Soweit so Gut!
    Der Abend hat wunderbar begonnen, Musik vorher Jazz/Blues/paar Weihnachtlieder etc.
    nach dem Abendessen habe ich dann mit schöne bekannte Klassiker begonnen und einige haben mit der Musik mitgemacht!

    Dann plötzlich kam irgendeiner und meinte die Cheffin wünscht sich…
    10min später kam die Cheffin und wollte aktuelle Musik hören!
    Dies hat die Leute so dazu motiviert, dass ständig jemand bei mir am DJ Pult Stand und sich aufeinmal Songs gewünscht haben!
    Ich habe ja damit keine Probleme wenn die Lieder passen, diese mit einzubringen!
    Nur sind die Leute echt teilweise unverschämt und reden mit einem Ton mit dir, was wie ich finde für Geschäftsleute nicht gehört! Egal!
    Jedenfalls hat mich das so sehr verwirrt, dass ich garnicht mehr wusste wie ich weiter machen sollte und fing an deren Songs bzw passende Genre zu spielen!
    Tja leider war die Reaktion gleich garkeine!

    Fakt ist ich habe mich selber dann dabei erwischt, wie ich anfing mich zu verstellen!
    Zum Glück hatte ich dein Beitrag im Kopf und habe einfach wieder das gemacht was ich für richtig hielt und es war doch eine gute Feier!
    Leider war ich selber sehr unzufrieden mit dem Abend, da ich mich normaler Weise nicht aus der Rolle bringen lasse, aber auch nach 11 Jahren DJing passiert einem sowas!

    Wie gehst du nach so einem Abend um?
    Teilweise zweifelt man an sich selbst!
    Grüße (sry für den langen Text)

    Reply
    • Tobias Laemmle 12. Dezember 2014, 06:52

      Hey Orcun,

      erst Mal danke für deinen Beitrag. Das hört sich echt ziemlich ähnlich an! Aber hey, was willst machen, wir sind alle nur Menchen und die machen nunmal manchmal auch Fehler.

      Nach so einem Abend, oder generell wenn es einfach nicht so lief (keine gute Stimmung, technische Probleme, Kritik vom Chef, etc.), halte ich mich meist an einfache Regel, die mich dann wieder ruhig schlafen lässt:
      Du bist nie so gut, wie du an einem guten Abend denkst und Du bist nie so schlecht, wie du an einem schlechten Abend denkst!

      Keine Ahnung, aber dadurch relativiert sich das Ganze dann immer und ich sehe die Sache nicht mehr so eng.

      Gruss,
      Tobi

      Reply
  • M-ZAC 10. Dezember 2014, 11:10

    Hey Tobi!

    Geb dir absolut Recht! Mir fallen auf Anhieb sofort ein paar Clubbesitzer ein welche ihre eigene Location damit in den Ruin fahren.

    Glg Marcel

    Reply
  • Kevin 10. Dezember 2014, 01:48

    Hey Tobi,
    Mir ist genau das gleiche passiert. In nem Technoclub für ne Studentenparty aufgelegt. Ich sollte kommerziell auflegen, was ich auch anfangs gemacht habe und die Leute feierten. Nun kamen aber immer wieder ein paar Leute an und haben sich Techno gewünscht. Dann auch noch der vermeintliche Chef, ob er es war weiss ich nicht. Da ich auch eine breite Palette an Techno dabei hab, hab ich diese auch gespielt und die Leute feierten es ebenfalls. Aber ich hatte das Gefühl langsam leert sich die Tanzfläche und es kamen immer mehr Musikwünsche mit Charts oder kommerziellen Songs. Doch der Chef meinte ich solle schön weiter Techno spielen, ich hab auf ihn gehört aber war damit irgendwie unzufrieden. Techno gehört zwar in den Laden rein und ich höre und spiele es auch gerne, aber ich hatte das Gefühl dass ich nicht allen Leuten gerecht werde, was ich sonst immer versuche. Aber einen positiven Nebeneffekt hatte es: Versnstalter fand die Musik trotzdem gut und ein anderer Veranstalter (Techno) möchte mich buchen.
    Also kann das voll und ganz nachvollziehen. Am besten immer auf den hören, der das Geld bezahlt am Ende.
    Super Blog übrigens, würdest du eig mal deine Serato Playlist hochladen?
    Lg Kevin 🙂

    Reply
  • Salvatore Masuzzo 9. Dezember 2014, 21:11

    Hallo Tobi,
    Ich war auch schon in so einer Situation, da kam der Gastgeber ständig. Ich sollte heavy metal und so was ähnliches spielen,obwohl die Tanzfläche richtig voll war( Musik Discofox ) ,sollte ich das jetzt auflegen. Da war mir egal ob er der Gastgeber war oder nicht. Ich hab ihm klar gemacht das ich seine Wünsche jetzt nicht erfüllen werde weil ich sonst die Tanzfläche leer spielen würde.Nach einiger Zeit hab ich dann angefangen mit Rock und so,ich konnte den Gastgeber dann doch überzeugen das mein Entschluss richtig war. Er war hinterher doch zufrieden und sie haben mich des öfteren gebucht. Also nie überreden lassen schlagartig die Richtung zu wechseln. ( Wir sind DJs und keine jukebox )

    Reply
    • Tobias Laemmle 10. Dezember 2014, 07:37

      Hey Salvatore,

      genau so musst du es machen. Das ist die richtige Reaktion!

      Gruss,
      Tobi

      Reply
  • Jens 9. Dezember 2014, 20:45

    Hey Tobi,
    interessant zu lesen, dass jemand mit deiner Erfahrung auch ins solche Situationen kommen kann.
    Ich hatte da mal eine Ähnliche, allerdings war es nicht der Manager, sondern der vermeintlich erfahrenere DJ mit dem ich aufgelegt hatte.
    Spiel das, spiel jenes, jetzt musst du das spielen.. usw. Das hat mich so übelst aus meinem Konzept gerissen, dass ich Übergänge verkackt habe, timings versaut und den ganzen Abend eigentlich keinen Bock mehr hatte.

    Wie vermeidest du das in der Regel? Einfach ignorieren? Eine dicke Haut anlegen? Mal den arroganten DJ raushängen lassen? 🙂

    Reply
    • Tobias Laemmle 10. Dezember 2014, 07:36

      Hey Jens,
      ja so etwas kann dich übelst aus dem Konzept bringen und am Ende kommst überhaupt nicht mehr richtig rein.

      Eigentlich lautet die Regel, vorher mit dem Verantwortlichen zu klären, welche Musik laufen soll. Wenn du angefangen hast aufzulegen, dann ist das Einzige, auf das du achtest, nur noch die Tanzfläche. Wenn Sie voll ist, änderst du nix und wenn die Stimmung absackt, versuchst etwas anderes (im Rahmen der Musik, die vorher vereinbart wurde).

      Gruss,
      Tobi

      Reply

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