Eine der meisten nachgefragten Tipps für DJs, betrifft (nach der Frage, wie werde ich DJ) das Thema Musik. Unsere ganze Generation ist mit Filesharing aufgewachsen, aber bedeutet das auch, dass es in Ordnung ist, wenn DJs die Musik, die sie spielen klauen, um dann damit Geld verdienen?

Für die meisten Leute, die ich kenne, ist das völlig in Ordnung. Entweder sie sind der Meinung, die Künstler hätten sowieso schon genug an dem Song verdient (und von Underground Producer würden sie auch nichts klauen) oder, sie haben schon so viele Lieder (bzw. Platten) früher gekauft, dass es in Ordnung geht ab und zu ein paar Tracks zu downloaden.

Napster

Wie ist es dazu gekommen?
Versteht mich jetzt nicht falsch, die Musikindustrie vor zehn Jahren war am Arsch und brauchte eine Revolution, um weiter bestehen zu können. Filesharing war eben genau diese Revolution. Es machte das herunterladen und weiterverbreiten von Musik extrem einfach und komfortabel.

Wenn ich als DJ außer über einen illegalen Download, keine Möglichkeit habe, an ein Lied zu kommen, dann mache ich das. Das verstehe ich. Ich habe das genauso gemacht.
Aber mittlerweile hat die Musikindustrie mächtig aufgeholt. Viele (wenn nicht die Mehrheit) der Lieder werden von den Künstlern selber released. Das DIY Prinzip von CD Baby, TuneCore und anderen ermöglicht es den Künstlern einen Track zu produzieren und in allen großen Läden zu verkaufen, ohne das ein Plattenlabel auch nur einen Cent sieht. Und genau das machen die meisten Künstler mittlerweile.

Ist es also okay, diese Musik zu klauen?
Es gibt heute so viele innovative Möglichkeiten, legal an Musik zu kommen. Spotify, Rhapsody, DJCity, etc. Für einen kleinen monatlichen Betrag erhält man riesige Mengen an neuer Musik. Meist sind die Lieder sogar schon mit BPM-Tags versehen und besitzen DJ-freundliche Versionen mit Intro oder Acapella-Out.

Spotify

Es geht mehr um die Einstellung, als das tatsächliche Klauen
Trotz allem ist es mir auch heute noch relativ egal, woher die Musiksammlung von jemandem kommt. DJs leben nun mal von der Qualität ihrer Playlists. Das ist völlig verständlich. Was mich stört, ist, dass die meisten Herunterladen für ein Verbrechen halten, bei dem es keine Opfer gibt. Der Glaube, dass bereits jemand den Künstler (wer genau?) bezahlt hat. Die Einstellung, dass man selbst entscheiden kann, ob der Künstler „Underground“ genug ist, um Geld von dir zu erhalten.
Ich finde einfach, man sollte den Künstlern ein gewisses Maß an Respekt für ihre Arbeit entgegenbringen. Erst recht, wenn man mit ihrer Arbeit an irgendeinem Punkt Geld verdient.

Es gibt bestimmt sehr wenige DJs, die nicht wenigstens ein paar Tracks in ihrer Library haben, für die sie nichts bezahlt haben. Ich denke aber auch, dass die Mehrheit an DJs hauptsächlich gekaufte Musik auf ihren Rechnern haben und auch eher einen Track kaufen – und damit einem Produzenten helfen – als ilegal herunterzuladen.

Musikpiraterie

Hat das irgendwie mit unserer Generation zu tun?
Ich bin alt genug, um sowohl Vinyl, CDs und später Digital miterlebt zu haben. Ich war in der „ich geb mein ganzes Geld für Platten aus“ Phase, ich war in der „wow, Runterladen ist cool/Napster“ Phase und schließlich in der „lasst uns für Musik bezahlen, um Produzenten zu unterstützen“.

Musikpiraterie hat es immer schon gegeben, aber sie wurde durch das digitale Zeitalter um ein Vielfaches verstärkt. Ich bin für jede Art von digitaler Revolution und kümmere mich auch nicht allzu sehr um die Plattenlabels. Aber ich denke einfach an die Produzenten, die einfach ein wenig Geld mit ihrer Musik verdienen wollen, in die sie so viel Arbeit gesteckt haben.

Wie seht ihr das: Ist es okay für DJs Musik herunterzuladen? Wo zieht ihr die Grenze?