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Lass mich raten. Du bist es leid, jedes Wochenende immer die selben Tracks zu spielen oder?

Du versuchst zwar ab und zu neue Musik aufzulegen, aber die Leute feiern einfach nichts, was sie nicht kennen?

Vielleicht lag es an den Leuten in dem Laden? Vielleicht hast du den Track einfach zur falschen Zeit gespielt. Vielleicht ist der Song doch nicht so cool, wie du dachtest. Komischerweise feiern die Leute ihn aber jetzt auf einmal, nachdem der Titel 2 Monate im Radio rauf und runter lief!

Ich mein, das ist doch verrückt. Du bist der DJ. Du solltest den Leuten neue gute Musik zeigen! Nicht das Radio und du darfst das Zeug dann spielen, wenn es schon lange bekannt ist oder?

Aber wie zum Teufel sollst du das anstellen, ohne jedesmal die Tanzfläche dabei zu leeren?

Auch wenn du denkst, die Radiosender hätten es einfacher als du. Das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil! Jeder Sender hat im Prinzip genau dasselbe Problem, wie du als DJ. Nur, dass hier die Hörer einfach umschalten, wenn ihnen die Musik nicht gefällt oder sie einen Song nicht kennen. Weniger Zuhörer heißt weniger Werbeeinnahmen. Das heißt, auch die Radiosender müssen extrem aufpassen mit neuer Musik.

Wie aber schaffen es dann viele Sender trotzdem neue Tracks zu spielen, du als DJ im Club tust dich aber schwer dabei?

Auch Radiosender tun sich schwer neue Musik zu spielen

Auch Radiosender tun sich schwer neue Musik zu spielen

Wie wird ein Track zum Hit

Im Sommer 2004 begann ein Manager aus der Führungsetage von Arista Records, mit dem Namen Steve Bartels, Radio DJs anzurufen, um ihnen von einem unglaublichen neuen Song zu erzählen. Sie würden ihn lieben. Er nannte sich “Hey Ya“ von Outkast.

Hey Ya“ war eine Uptempo Mischung aus Funk, Rock und Hip-Hop mit einem Spritzer Big Band Swing. Es hörte sich wie nichts Vergleichbares an, was bisher im Radio lief.

Es hörte sich wie ein Hit an. Wie ein Song, den du noch jahrelang auf Partys, Hochzeiten und im Radio hören würdest. Scheiße, in der ersten Woche liefen selbst wir durch die Gänge und sangen ‘shake it like a Polaroid picture“. Meinte Bartels. Alle waren sich einig. Das Ding wird ein Mega-Hit!

Am 4. September 2003 wurde “Hey Ya“ zur Prime Time im Radio um 19:15 Uhr schließlich auf alle großen Sendern des Landes zum ersten Mal gespielt. Die meisten spielten den Song etwa 10 Mal die Woche und über 40 Mal im ersten Monat.

Zu der Zeit testete das Unternehmen Arbitron eine neue Technologie, die es möglich machte, herauszufinden wie viele Leute momentan einen bestimmten Radiosender anhörten. Und jeder nahm natürlich an, dass “Hey Ya“ die Hörer an ihren Radios kleben lassen würde.

Dann kamen die Ergebnisse von Arbitron zurück.

Die Hörer mochten “Hey Ya“nicht nur, sie HASSTEN den Song! Sie hassten ihn so sehr, dass über 30% der Hörer den Sender wechselten, sobald der Track gespielt wurde.

Wie viele andere Radiomoderatoren, dachte auch John Garabedian, dass es ein großartiger Song sei. Er war nur komplett anders, als die Lieder, die sonst so in seiner Top 40 Charts-Show liefen. Viele seiner Hörer beschwerten sich, dass dies “das Schlimmste“ sei, was sie jemals in ihrem Leben gehört haben.

Der Grund warum Menschen Chart-Shows im Radio anhören ist, weil sie ihre Lieblingshits oder zumindest Tracks, die ähnlich klingen. Wenn jetzt auf einmal etwas ganz anderes läuft, sind sie beleidigt. Sie wollen nichts Anderes!

Kommt dir das als DJ irgendwie bekannt vor?

Einen Song richtig Promoten

Arista hatte eine ganz Menge Geld in die Vermarktung von “Hey Ya“ gesteckt. Der Song MUSSTE ein Hit werden. Hits bringen einer Plattenfirma ein Vermögen ein. Nicht nur durch den Verkauf allein. Ein Hit hält die Leute auch an den Radios. Er verkauft Sportautos und Klamotten in schicken Läden. Hit Songs liegen an der Wurzel dutzender Ausgabegewohnheiten von uns. Angefangen beim TV, über Bars & Clubs, bis hin zu Technologie Unternehmen wie Apple.

Und jetzt versagt einer der am meisten gehypten Songs aller Zeiten. Die Manager von Arista und den großen Radiosendern suchten verzweifelt nach einer Lösung, wie man aus “Hey Ya“ doch noch einen Hit machen konnte.

Diese Frage: Wie mache ich aus einem Song einen Hit, beschäftigt natürlich die Musikindustrie schon immer. Aber einen Hit wissenschaftlich erklären zu wollen, das war neu.

Einer der Pioniere auf diesem Gebiet war Richard Meyer. Er gründete 1985 gemeinsam mit seiner Frau eine Firma namens Mediabase. Sie zeichnete endlos Radiosendungen auf und analysierten jeden Tag, welche Songs, auf welchen Sendern gespielt wurden. Die Ergebnisse – welche Songs sich auf dem Aufstieg und welche bereits wieder auf dem Abstieg befanden – veröffentlichte er in einem wöchentlichen Newsletter.

Zu Beginn noch nicht besonders erfolgreich. Doch als die Sender langsam merkten, dass Meyers Vorhersagen, welche Songs populär werden würden und welche nicht, ziemlich genau waren, nutzten auf einmal alle Meyers Methoden.

Wie wird ein Song zum Ohrwurm (Dancefloorfiller)

Kennst du das. Es gibt so Songs, die sind schon Jahre alt, aber du kannst sie in jedem DJ Set einbauen und sie füllen trotzdem noch sofort die Tanzfläche?

Genau das gleiche gibt es beim Radio auch. Nur nennt man es dort einen „Ohrwurm“. Einen Song, bei dem so gut wie kein Hörer umschaltet. Doch wie wird aus einem normalen Lied ein „Ohrwurm“ bzw. ein „Dancefloorfiller„?

Auch Meyer hatte hunderte dieser Ohrwürmer über die Jahre analysiert, um ein System zu erkennen, was genau diese Songs so populär machte. Doch bisher ohne Erfolg.

Als schließlich “Hey Ya“ rauskam und Arbitron dessen schlechte Ergebnisse veröffentlichte, startete Meyer einen neuen Versuch.

Einige der größten Ohrwürmern zu dieser Zeit – “Crazy in Love“ von Beyoncé oder “Señorita“ von Justin Timberlake – waren aus ziemlich offensichtlichen Gründen so populär. Sie waren von Stars, die schon davor unglaublich berühmt waren. Andere Tracks jedoch entwickelten sich zu Ohrwürmern ohne jeden ersichtlichen Grund.

Als beispielsweise die Radiosender im Sommer 2003 begannen “Breathe“ von Blu Cantrell zu spielen, wechselte so gut wie NIEMAND den Sender.

WIE BITTE geht das denn? Der Song ist sowas von unglaublich leicht wieder zu vergessen. Er hat absolut nichts Markantes an sich. Tatsächlich spielten viele DJs die Nummer nur sehr widerwillig, weil der Beat so langweilig und einschläfernd ist. Aber aus irgendeinem Grund fesselte der Song die Hörer an ihre Radios. Und das obwohl sich bei späteren Umfragen herausstellte, dass auch die meisten Hörer den Track nicht besonders mochten.

Oder ein anderes Beispiel. Nimm “Ghost Stories“ von Coldplay oder beinahe jeder Song von Maroon 5. Diese Bands sind dermaßen nichtssagend, dass extra ein eigenes Genre für sie erfunden wurde: Bath Rock. Trotzdem, wann immer ein Song von ihnen im Radio läuft, gibt es so gut wie niemanden, der umschaltet. Beobachte das Mal!

Und dann gibt es da Lieder, die von den meisten Leuten offenkundig gehasst werden. Die aber trotzdem zu Ohrwürmern werden. Beispiel? Die meisten David Guetta Songs, oder aktuell auch “Atemlos“ von Helene Fischer. Fast jeder Mann hasst dieses Lied, aber wenn es im Radio läuft, schaltet so gut wie keiner der Männer um. Als Radiosender ihrer Hörerzahl über längere Zeit maßen, stellten sie fest, durch das Spielen von “Atemlos“ am Ende jeder Stunde, konnten sie ihrer Hörerzahl sogar STEIGERN! Männer denken also vielleicht sie mögen Helene Fischer nicht, aber eigentlich hält sie sie sogar am Radio.

Eines Abends hockte Meyer sich hin und hörte sich hintereinander immer wieder Ohrwürmer an. Stundenlang. Irgendwann fiel ihm auf, dass alle Titel doch etwas gemeinsam hatten. Sie hörten sich nicht ähnlich an oder so. Mal war es eine Ballade, mal ein Pop Song und dann wieder ein Folk Song oder Schlager. ABER! Sie hörten sich genauso an, wie man es von einem Titel des entsprechenden Genres auch erwarten würde. Wenn du z.B. an einen Schlager denkst, dann erwartest du auch irgendwas, das sich so ähnlich wie “Atemlos“ anhört.

Manchmal machen Radiosender Umfragen und spielen Hörern kurze Musikschnippsel vor, die dann antworten: ‘Das kam schon 10 Millionen Mal. Ich kann’s nicht mehr hören! ‘ Aber wenn er dann im Radio kommt, dann sagt dein Unterbewusstsein automatisch: ‘Ich kenne den Song! Den hab ich schon 10 Millionen Mal gehört! Den kann ich mitsingen! ‘ Ohrwürmer sind Songs, die du so erwartest im Radio zu hören. Dein Gehirn wünscht sich unterbewußt diesen Song, weil er sich ähnlich anhört, wie alles andere, was du schon gerne hörst und magst.

Unser Gehirn sucht ständig nach Ähnlichkeiten, weil wir nur so in der Lage sind überhaupt etwas zu hören und nicht durch die Vielzahl an Geräuschen, die die ganze Zeit auf uns einprasseln, abgelenkt zu werden. Die wichtigen werden sozusagen von den unwichtigen Geräuschen getrennt.

Das ist der Grund warum Songs, die dir “bekannt“ vorkommen – selbst wenn du sie noch nie zuvor gehört hast – zu Ohrwürmern werden. Unsere Gehirne sind so geschaffen, dass sie musikalische Muster bevorzugen, die denen ähnlich sind, dir wir bereits kennen. Bringt jetzt David Guetta einen neuen Track raus – und er klingt wie alle seine Songs davor bzw. wie alles, das gerade in den Charts läuft – sehnt sich unser Gehirn insgeheim schon danach und der Song wird zum Ohrwurm. Du gehst vielleicht nie zu einer Show von David Guetta, aber hörst dir seine Musik im Radio an, weil es genau das ist, was du morgens erwartest zu hören, wenn du zur Arbeit fährst.

Warum es neue Tracks so schwer haben

Das erklärt auch, warum “Hey Ya“ am Anfang so fürchterlich scheiterte. Nicht weil der Song so schlecht war. Nein, er war nur einfach komplett anders als das, was die Leute gewohnt waren zu hören. Und das mögen wir nun mal nicht. Du denkst “Mmh, das klingt wie all die anderen Tracks, die ich sonst so mag“ und “Es macht Spaß mitzusummen!“ und ohne weiter darüber nachzudenken, singst du entweder mit oder wechselst den Sender.

So, und was genau hilft mir als DJ diese Erkenntnis jetzt‘, fragst du dich vielleicht?

Wie schaffen es Radiosender neue Musik zu spielen, ohne dass ihre Hörer umschalten?

Wie schaffst du es als DJ neue Tracks in deinem Set zu spielen, ohne dabei die Tanzfläche leerzuspielen?

Ganz einfach: Du verpackst die neue Musik so, dass sie sich anhört, wie die Songs, die die Leute schon kennen und feiern!

Die Sandwich-Methode

Die Radiosender kamen auf eine ganz einfach Idee, wie sie „Hey Ya“ spielen konnten, ohne dass sie dabei gleich die Hälfte ihrer Hörer verlieren würden. Und du kannst dieselbe Methode auch beim Auflegen anwenden, wenn du neue Tracks in dein Set einbauen willst, ohne dabei gleich die halbe Tanzfläche zu leeren.

Die Sandwich Methode um einen neuen Song zu spielen

Die Sandwich Methode um einen neuen Song zu spielen

Der neue Song kommt wie bei einem Sandwich zwischen 2 Titeln, die die Leute bereits kennen und feiern. Im Radio sind das 2 Ohrwürmer oder bei dir als DJ 2 Dancefloorfiller. Auf diese Weise ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Leute zwischen diesen beiden Hits, zu denen sie immer tanzen, die Tanzfläche verlassen:

  1. Dancefloofiller I
  2. neuer Song
  3. Dancefloorfiller II

Du kannst deine Erfolgsquote (also wieviele Leute den neuen Song feiern) noch einmal steigern, indem sich der neue Song „ähnlich“ anhört, wie die beiden Klassiker zwischen denen du ihn spielst. Ob der Song „ähnlich“ klingt hast du als DJ entweder im „Gefühl“ (oder besser gesagt im Gehör) oder dir hilft dabei ein Tool wie beaTunes oder Mixed in Key.

Beispiel: Angenommen es ist Freitagabend und du lädst dir gerade noch ein paar Tracks für dein Set nachher herunter. Dabei stolperst du bei SoundCloud über einen noch völlig unbekannten Song, bei dem du denkst „Wow, was für ein Brett!“. Dir fällt auf, dass der Titel wunderbar zu „Single Ladies“ und „Thrift Shop“ passen würde. Zwei Lieder, die die Leute in dem Club eigentlich immer feiern. Das notierst du dir im Kommentarfeld des potentiellen neuen Hits „Passt gut zu „Single Ladies“ und „Thrift Shop“.

Weiter brauchst du gar nichts zu planen. Spielst du jetzt irgendwann einmal im Laufe des Abends einen dieser beiden Songs, taucht automatisch wieder dein SoundCloud Song in den Suchergebnissen auf und du kannst ihn zwischen deine beiden Floorfiller packen. Klar hängt der Erfolg dieser Methode auch davon ab, wie der Abend bis zu diesem Zeitpunkt lief. Aber selbst wenn der neue Track ÜBERHAUPT NICHT bei den Leuten ankommt, kannst du direkt deinen 2. Floorfiller hinterherballern und hast keinen großen Schaden angerichtet.

Wie sind deine Erfahrungen mit brandneuen Tracks? Wie schaffst du es, die Stimmung zu halten und trotzdem stetig Neuheiten in dein Set einzubauen? Erzähl mir von deinen Methoden und Tricks!

Google+ Tobias Laemmle

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