Als Serato bekannt gab, dass es ihre Keylock Software Pitch N’ Time jetzt als kostenpflichtiges Plugin für SDJ anbieten, dachte ich erst mal: „Was soll ich mit dem Quatsch? Ich zahle doch nicht $30 für etwas, dass ja mit der Keylock Funktion eigentlich in Serato DJ (und auch schon früher in SSL) bereits vorhanden ist.“ Nachdem mir jedoch ein paar Leser hier gesagt haben, dass sich der Kauf wirklich lohnt, hab ich doch zugeschlagen und heilige Scheiße. Der Unterschied ist brutal.
1. Was Ist Pitch N’ Time
Für alle, die das noch nicht wissen, Ende der 90er (das war da, als wir alle noch mit Vinyl aufgelegt haben) arbeitete Serato ausschließlich an einem einzigen Produkt und das war Pitch N’ Time. Viele High-End Produktion Tools nutzen das Plugin, um die Geschwindigkeit eines Audiofiles zu variieren, ohne dabei dessen Pitch (oder umgekehrt) zu verändern. Aber warum sollst du als DJ so ein Tool brauchen, erst Recht, wenn so eine Funktion in deiner Software ja bereits vorhanden ist?
Die Sache ist die, die in SDJ integrierte Keylock Funktion ist bei drastischen Pitchveränderungen einfach scheiße. Wenn du verschiedene Musikstile an einem Abend auflegst, dann kann es schon mal vorkommen, dass du irgendwie von 120 BPM runter auf 90 BPM kommen musst. Das ist ja seit Auto-Sync und SDJ auch ohne gekaufte Transition ganz einfach möglich, nur hört es sich halt in den meisten Fällen ziemlich beschissen an, weil der Pitchunterschied mit 25% einfach zu krass ist. Und genau da kommt Serato’s Pitch N’ Time in’s Spiel.
2. Installation von Pitch N’ Time
Pitch N’ Time gehört zum Serato DJ Expansion Pack und kann direkt aus der Software gekauft und aktiviert werden. Du musst nichts zusätzlich downloaden. Dann gehst du ins Setup Menü auf den Expansion Packs Tab und setzt einen Haken bei Pitch N‘ Time. Daraufhin ersetzt dieses deine alte Keylock Funktion.
3. Was ist der Sinn von Pitch N’ Time
Meiner Meinung nach, wenn du ein DJ bist, der verschiedene Genre oder auch mal Mash-Ups auflegt und deshalb deine Pitch-Range schon öfter mal variiert, dann kannst du ohne Bedenken zuschlagen und die $29 für Pitch N‘ Time ausgeben. Du bekommst für den Preis ein Tool, was normalerweise von Profis verwendet wird, um Musik zu produzieren und eigentlich ein paar hundert Dollar kostet.
Auch macht es Sinn Pitch N’ Time zu kaufen, wenn du mit Hilfe von Mixed In Key versuchst harmonisch zu Mixen und Tracks auswählst, die dementsprechend zusammenpassen. Veränderst du den Pitch eines Songs sehr stark, so ändert sich auch die Tonhöhe des Liedes und die beiden Tracks passen nicht mehr zueinander. Aus dem Grund haben viele Tracks heute so lange Intros und der Main Part des Songs startet erst nach 32 Takten. Das gibt dir als DJ genug Zeit über den Break zu mixen, ohne dabei Angst haben zu müssen, dass die beiden Melodien nach dem Pitchen nicht mehr zusammen harmonieren.
Serato scheint außerdem für die Zukunft einen Drehregler geplant zu haben, mit dessen Hilfe du den Key eines Songs verändern kannst, ohne den Track pitchen zu müssen. Das wäre cool, denn in Traktor gibt es das bereits. So kannst du eben auch zwei Tracks zusammenmixen, die eigentlich ursprünglich nicht harmoniert hätten. Ein Beispiel wäre, wenn du einen Track um 6% schneller laufen lässt (z.B. von 66 BPM auf 70 BPM), so wechselt er auchh in die nächsthöhere Tonart. Wenn du Mixed In Key und das Camelot Wheel benutzt, so wäre das das Selbe, wie wenn du 7 zu dem aktuelle Key addieren würdest.
In dem Beispiel oben, ist „Drunk In Love“ ein Track in F Moll, was bei Mixed In Key dem Wert 4A entspricht. Der Track auf dem rechten Deck ist genau eine Tonlage tiefer, nämlich in E Moll, was dem Wert 9A entspricht. Wenn du nun den Pitch um 6% auf 70 BPM erhöhst, wird auch dieser Track in F Moll sein und daher harmonisch perfekt zu „Drunk In Love“ passen.
So viele Gedanken musst du dir allerdings nur machen, wenn du Pitch N‘ Time ausschaltest, denn wenn die Funktion aktiviert ist, macht es nichts, um wieviel du einen Song pitchest. Die Tonlage bleibt immer die Gleiche und du brauchst nicht erst kompliziert rumrechnen, bevor du deine nächste Transition machst.
Alles in allem geben dir solche Tools einfach mehr Möglichkeiten als DJ kreativ zu sein und neue Sachen auszuprobieren und genau da liegt ja der Vorteil von Digital versus Analog. Ich probiere so etwas immer gerne aus und bei dem Preis, musst du eigentlich nicht lange überlegen oder hat einer von euch schon schlechte Erfahrungen mit dem Tool gemacht, bzw. irgendwelche Schwachstellen gefunden?
Google+ Tobias Laemmle
Hi,
ich kann Dir nur zustimmen. Pitch’n’time ist ein must-have-Plugin und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ohne zu mixen. Gerade wenn man mobil unterwegs ist und es leid ist, manche Tracks choken zu müssen bringt es echt viel. Anfangs muss man aber echt kämpfen um die gefühlt riesigen BPM- Sprünge zu machen :).
Buy it – be happy. Your iSpin
Ja, so ging es mir auch am Anfang 😉