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Was macht dich eigentlich zu einem Richtigen DJ?

Es gibt Software, die deine CUE-Punkte setzt, Auto-Sync, um die BPM anzugleichen, eine Key-Anzeige für harmonisches Mixen und Controller, die nicht mal mehr ein Jogwheel besitzen.

Wenn ich mir die Kommentare auf Facebook anschaue, dann lese ich Sachen wie

Vinyl-Verfechter: Man sollte alle Controller wieder abschaffen.

Sync-Hasser: Der Sync-Button muss verboten werden.

Freestyler: Wer Sets und Playlisten vorbereitet, kann nicht auflegen.

Die meisten Kommentare drehen sich um Equipment, technische Fähigkeiten und Skills und das Zusammenstellen von Sets

Die meisten Kommentare drehen sich um Equipment, technische Fähigkeiten und Skills und das Zusammenstellen von Sets

Stimmt das denn wirklich? Ist jeder von uns, der irgendwas davon macht, somit gar kein Richtiger DJ mehr?

Aber was genau musst du dann können, um ein Echter DJ zu sein?

Die Kommentare scheinen sich meist um drei Sachen zu drehen: Equipment, Skills und Musik (genauer Playlisten zusammenstellen).

Terry von DigitalDJTips hat sich genau diese drei Dinge einmal genau angeschaut, um herauszufinden, was einen richtigen DJ ausmacht.

Bestimmt dein Equipment ob du ein richtiger DJ bist?

Ich höre oft die Frage, ob es wichtig ist, mit was du auflegst, um ein Echter DJ zu sein. Meine erste Reaktion war stets, dass es völlig Latte ist, mit was du auflegst. Ich hab mich immer als einen “Real“ DJ gesehen und hatte nie ein spezielles Equipment.

Dieses Jahr hatte ich das Glück, viele bekannte DJs auf Festivals zu treffen, wo ich für sie Warm-Up spielte. Und ja, manche von ihnen nutzen CDJs, aber viele hatten auch total verrückte Setups (K2s mit speziell angefertigten Controllern, eigenen Mappings…) und wieder andere benutzten ganz simple Controller, ein paar wenige sogar noch Vinyl. Manche davon mit DVS, manche ohne.

Einige nutzen Traktor, einige Serato, einige Ableton, … die Liste könnte ewig so weitergehen. Manchmal kostete das Setup gerade mal 400€ und manchmal 50.000€ und mehr! Ich hab einmal Armin van Buuren ganz easy auf der M1X DJ Consumer Boombox und seinem iPad die Menge rocken gesehen. Oder, während meines Urlaubs, hörte ich mal einen Hammer DJ am Strand, der lediglich einen Mixtrack Pro benutzte.

Bist du ein Richtiger DJ auch wenn du einen Controller benutzt? Wie ist es mit Turntables und DVS oder generell Laptop? Benutzen Echte DJs Traktor oder Serato oder überhaupt keine Software?

Bist du ein Richtiger DJ auch wenn du einen Controller benutzt? Wie ist es mit Turntables und DVS oder generell Laptop? Benutzen Echte DJs Traktor oder Serato oder überhaupt keine Software?© DigitalDJTips

Und nicht nur das, die Zeiten haben sich ebenfalls geändert. Ich konnte dieses Jahr in wirklich vielen verschiedenen Locations zu spielen. Bars, Lounges, Clubs, etc. Obwohl viele davon das übliche CDJ Setup hatten, war es eigentlich nirgends ein Problem, einen Controller und einen Laptop daneben aufzubauen. Nein, oft wurde sogar erwartet, dass der DJ sein eigenes Zeug mitbringt und die CDJs dort dienten nur noch als Backup.

Schon komisch irgendwie, wenn du überlegst, dass selbst die großen Clubs, mit ihren eigenen Techniker-Crews, jetzt von dir erwarten, dass du ihnen erzählst, was und wo du es brauchst!

So, also um es kurzzufassen: Nein, dein Equipment bestimmt nicht, ob du ein richtiger DJ bist. Es dient nur als Tool, um dich auszudrücken und mit der Zeit wirst du das finden, dass am besten zu dir passt.

Machen Technische Skills dich zu einem Richtigen DJ?

Wie sieht es mit Skills aus? Wenn du technisch fit bist, macht dich das dann zu einem Echten DJ? Gibt es irgendwelche besonders wichtige Fähigkeiten, die jeder DJ unbedingt beherrschen muss?

Ich hab darüber echt viel nachgedacht und versuchte mich an die Sets im vergangenen Jahr zu erinnern, bei denen ich selbst richtig Spaß gehabt hatte.

Einige DJs haben jeden Übergang perfekt ge-beatmatched, andere spielten extrem harmonisch und jeder Track passte super zum Nächsten, andere konnten schneller Scratchen, als du zuschauen konntest oder stellten absolut verrücktes Zeug mit ihren Controllern und Midi-Pads an und wieder andere…naja…haben einfach nur Musik gespielt.

Klar, ich war bei manchen Sets schon beeindruckt von den technischen Skills einiger DJs, aber ich hatte auch ebenso viel Spaß bei Sets von DJs mit, sagen wir mal weniger technischen Fähigkeiten. Trotzdem gab es genau eine Sache, die bei allen geilen Sets immer herausstach und das war Style.

All diese DJs wussten genau, was sie taten. Mit was sie beim Publikum durchkommen würden und was ihre eigenen Fähigkeiten übersteigen würde. Außerdem blieben alle zwar in so einer Art Sicherheitszone, aber hatten dennoch die Eier, ab und zu etwas ein bisschen was Verrücktes zu machen. Jedoch nie so abgedreht, dass Leute kopfschüttelnd von der Tanzfläche gehen würden.

Also vielleicht gibt es ja Skills, die ein DJ tatsächlich haben sollte, aber die kannst du dir nur durch Erfahrung und viele Gigs vor Leuten aneignen. Nämlich sich selbst und seine eigenen Fähigkeiten als DJ zu kennen. Eine Routine, einen Style und eine Art seine Sets aufzubauen entwickeln und sich dabei stets treu bleiben.

RedBull Thre3Style Champion 2014 Eskei83 arbeitet mit Laptop, DVS, einer Maschine MK2 für Samples und ist technisch fit an den Turntables wie ein Battle-DJ. Sind diese Skills entscheidend, ob du ein echter DJ bist? Ist Scratchen so wichtig wie Mixing Skills? Beat-Matching so wichtig wie das Interagieren mit dem Publikum? © Red Bull Thre3style

RedBull Thre3Style Champion 2014 Eskei83 arbeitet mit Laptop, DVS, einer Maschine MK2 für Samples und ist technisch fit an den Turntables wie ein Battle-DJ. Welcher dieser Skills ist wichtig, um ein Echter DJ zu sein?© Red Bull Thre3style

Alles was ich oben gesagt habe – das technische Zeug und das Zeug, das nur Erfahrung mit sich bringt – kannst du durch Üben, einen guten Mentor (oder Kurse, Tutorials) und noch mehr Üben/Auflegen lernen. Vor ALLEM das Auflegen vor Publikum bringt dich weiter.

Sind also “technische Fähigkeiten” eine gute Antwort auf die Frage, was einen Echten DJ ausmacht? Irgendwie nicht so wirklich. Jeder ist sich eigentlich bewusst, dass es Übung, jemanden, der dir bei Problemen weiterhilft und Erfahrung braucht, um ein guter DJ zu werden, der weiß, wozu er fähig ist und beim Auflegen innerhalb dieser Limits spielt.

Das ist beim DJing genauso wie mit jedem anderen Musikinstrument, jeder Sportart und mit so ziemlich allem, in dem du besser und professioneller werden willst. Du musst erst einmal Zeit, Energie und manchmal auch Geld investieren, um die notwendigen Fähigkeiten zu erlangen und brauchst anschließend die Erfahrung, um diese dann auch anwenden zu können.

Es scheint also so, als ob Skills auch nicht das entscheidende Kriterium dafür sind, ob du ein Richtiger DJ bist. Aber was ist es dann?

Macht dich das Zusammenstellen eines guten Sets zu einem Richtigen DJ?

Ich hab kürzlich einen Artikel über Jimmy Iovine gelesen. Ich denke man kann sagen, dass er einer der einflussreichsten Producer überhaupt ist, der außerdem über ein ziemlich gutes Wissen über Musik verfügt. In dem Interview sagte er einen Satz, der mich total von den Socken gehauen hat:

Du musst wissen, was als nächstes kommt und eine Software kann dir das bisher einfach noch nicht sagen.

Wow! Aber Recht hat er oder?

Ich versuchte mich also nochmal an die DJ Sets zu erinnern, die ich letztes Jahr gehört hatte. Speziell die, die mir nicht so gefallen hatten. Da war ein Set, das bis zur Hälfte eigentlich OK war und dann auf einmal – obwohl die Übergänge weiterhin perfekt waren – so schlecht wurde, dass die Leute scharenweise die Location verließen.

Wenn ich also noch einmal darüber nachdenke, dann hat der arme Typ einfach den falschen Track gespielt, schaffte es danach nicht mehr die Stimmung wieder zu retten und Zack, damit war‘s vorbei für ihn.

Als ich anschließend ein paar Tracklisten meiner guten und ein paar der weniger guten Sets des vergangenen Jahres durchging, wurde es noch offensichtlicher.

Obwohl ich oft – selbst in Sets, die wirklich gut waren – Tracks spielte, die nicht unbedingt zu meinen Favoriten gehörten, passten sie in dem Moment einfach perfekt und hielten mich in der richtigen Stimmung für den nächsten Song. Ist das jetzt der einzige Grund, warum wir als DJs (manchmal) immer noch besser, als diese Genius Tracklisten sind?

Ja! Ich denke wirklich, das ist der Grund.

Im Prinzip ist es also ganz simpel und doch gleichzeitig unmenschlich schwer. Von allen Fähigkeiten, die ein DJ braucht, ist zu wissen, welchen Song er als nächstes spielt, das was ihn von einer Playlist unterscheidet – egal auf welchem Equipment er spielt und egal wie technisch fit er ist.

Ich sage “simpel”, weil zu wissen “welcher Song als nächstes kommt”, ist die eine Sache, die ein Richtiger DJ besser als jeder andere kann.

Nicht zu raten, was als nächstes kommt, nicht vermuten, was als nächstes kommt. Nein, mit 100%-iger Sicherheit zu WISSEN, was als nächstes kommen muss.

Die Erfahrung, Leidenschaft und das Wissen (und natürlich jede Menge harte Arbeit hinter dir) zu haben, unabhängig vom aktuellen Set zu wissen, was das perfekte nächste Lied wäre, das ist für mich der ultimative Skill eines DJ.

Und ich sage das ist “unmenschlich schwer“, weil es so viele Faktoren zu berücksichtigen gilt: Du kannst es nicht vorausplanen, weil du dein Publikum “lesen“ musst. Manchmal hast du ein ziemlich gemischtes Publikum und ein einziger falscher Track kann die Stimmung und dein ganzes Set ruinieren. Außerdem musst du dich der jeweiligen Stimmung anpassen und nicht nur den richtigen Key und die richtige BPM wählen, sondern auch den richtigen Style und die dazu passende Transition.

Für all das brauchst du eine Menge Erfahrung hinter den Decks. Aber gleichzeitig musst du Musik auch von ganzem Herzen lieben und den Drang haben, nicht nur zu spielen, was dir gefällt, sondern vor allem die Leute unterhalten zu wollen. Klar, gutes Equipment und genug Wissen, es auch bedienen zu können, sind schon mal ein echt guter Start, machen dich aber definitiv noch nicht zu einem “Richtigen DJ“.

Also ja, ich denke am Ende kann ich die Frage mit diesem einfachen Satz beantworten. Hört sich simpel an und doch kann man als DJ ein Leben lang daran arbeiten, um seinem Ziel näher zu kommen:

EIN ECHTER DJ WEISS, WAS ALS NÄCHSTES KOMMT.

Was für eine spannende und zugleich beängstigende Erkenntnis oder? Zu akzeptieren, dass – egal auf welchem Skill-Level du dich befindest oder welches Equipment du benutzt – du trotzdem jedes Mal auf’s Neue die richtigen Tracks zur richtigen Zeit finden musst!

Was denkst du, macht einen “richtigen DJ” aus? Ist es das Equipment, sind es deine technischen Skills, ist es das Lesen des Publikums? Ist es, wie schnell du dich deinem Publikum anpassen kannst? Gehört das Produzieren mittlerweile zu einem Skill, den ein DJ haben muss? Oder ist es einfach nur “den richtigen Track für die Leute, die vor dir stehen, zu spielen“? Bitte teil mir deine Meinung in den Kommentaren mit.

Artikel im englischen Original bei DigitalDJTips

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{ 11 comments… add one }
  • Benny 6. März 2015, 05:35

    Ich finde diesen Beitrag sehr gelungen und war schön zu lesen
    meiner Meinung nach macht einen guten Dj aus das er von Anfang bis ende eine fette Party hinlegt auch wenn er mal Fehler macht aber es dennoch schafft die Masse mit sich zu reisen
    das wichtigste finde ich ist das Gespür das man brauch da bringen einem skills ,Technik und co auch nichts wenn die Musik einfach nicht passt

    Und zum Thema Produzenten und DJ´s
    Wenn man sich mal david guetta genauer anschaut,was er kann ist Musik produzieren aber was er nicht kann ist an den Tellern zu stehen https://www.youtube.com/watch?v=Zoht05kr4D0

    Jeder sollte das machen was er kann und wonach es ihm spaß macht

    lg

    Reply
  • Robert 1. Februar 2015, 21:50

    Ich gebe dem Artikel 100 % Recht. Die technischen Fähigkeiten sollten jedoch nicht vernachlässigt werden, um sich abzuheben.
    Das wird hier perfekt demonstriert:
    https://www.youtube.com/watch?v=Ielxe6wjLLE

    Reply
  • Maike 30. Januar 2015, 09:56

    Hallo Tobi, ich bin weder DJ noch habe ich große Ahnung von Musik. Ich lebe nur mit einem DJ zusammen! Mit Interesse darf ich ab und an deine Veröffentlichungen lesen 🙂 ! Welches ich mit Interesse tue und oft lache. Weil sie so herrlich aus dem Leben gegriffen sind.
    Zu diesem Artikel möchte ich noch hinzufügen. Einen guten DJ macht aus: das er niemals stehen bleiben sollte, sondern sich immer mal wieder neu für seine Musik begeistern sollte.
    Was manchmal auch schwer ist….gebe ich zu.
    Ich hoffe auf weitere schöne Veröffentlichungen von dir.
    Liebe Grüße Maike

    Reply
    • Tobias Laemmle 30. Januar 2015, 10:36

      Haha, schön. Das freut mich Maike! Ist nicht einfach mit einem DJ 😉

      Aber guter Punkt, den du da ansprichst. Gerade für die Jungs, die schon länger dabei sind oder drei bis vier Mal die Woche auflegen ist das echt schwierig!

      Gruß,
      Tobi

      Reply
  • Tjorven 29. Januar 2015, 12:00

    Seh ich genauso. Klar sind gute Übergänge wichtig, ist ja auch ne Frage der Professionalität. Aber ich bin zum auflegen dadurch gekommen das ich schon früher so mit 15,16 auf Partys am Laptop/iPod/wasauchimmer gesessen hab und einfach die Songs in ne Reihenfolge gebracht hab von der ich wusste das es abgeht. Und dieses Gespür ist einfach enorm wichtig. Ein Freund von mir kann technisch super auflegen, aber oft ist es so das sobald er anfängt zu spielen der Floor immer leerer wird. Es ist eben die Mischung aus allem die einen guten DJ ausmacht.

    Reply
  • HaaWee 29. Januar 2015, 00:17

    100%ige Zustimmung. Die anderen Faktoren sind nicht zu vernachlässigen, aber mit der Selektion steht und fällt alles

    Reply
  • Dj Bernhard H 28. Januar 2015, 23:31

    Tobi das ist sehr hilfreich.
    Und es ist wichtig das mann im vorhinein weiß was kommt

    Reply
  • Paul Reininger 28. Januar 2015, 21:57

    Ich finde deine Ansichten toll und denke dass ein „richtiger DJ“ egal welches equipment er nutzt technische Fähigkeiten hat, er nicht nur das Publikum „lesen“ kann sondern auch in der Lage ist gute Übergange hinzukriegen. Es war mir schon seid beginn klar, dass man sich sicher sein muss, was man als nächstes spielt bzw. spielen muss. Ich weiß selbst wie unheimlich schwer das ist. Ich stehe so ziemlich am Anfang und halte mich selbst für einen talentierten DJ, der die Musik und diese besondere Kunst liebt und zu seiner Lebensaufgabe machen will.
    Nebenbei benutze ich zur zeit einen Pioneer Controller mit Laptop und Serato DJ und will auf CDJs wechseln.
    Liebe Grüße von Paul aus Greifswald, Meck-Pomm 😉

    Reply
    • Tobias Laemmle 29. Januar 2015, 07:25

      Hey Paul,

      dank dir. Wünsch dir viel Erfolg weiterhin. Kannst ja mal was von dir hören lassen, wenn auf CDJs umgestiegen bist.

      Gruß,
      Tobi

      Reply
  • Paul McRough 28. Januar 2015, 21:47

    Ich finde deine Ansicht toll und denke dass ein richtiger dj egal welches equipment er nutzt technischen Fähigkeiten hat. Er nicht nur das Publikum lesen kann sondern auch in der Lage ist gute Übergänge hinzukriegen. Es war mir schon klar dass man wissen muss was als nächstes kommt. Ich weiß selbst wieununheimlich schwer das ist. Ich steh am Anfang und ich halte mich für einen talentierten dj der die Musik und diese Kunst liebt und zu seiner Lebensaufgabe machen will. Liebe grüße Paul aus Greifswald 😉

    Reply

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