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Richtig CUE Punkte Setzen

Für was braucht man als DJ eigentlich CUE Punkte?

Wenn Du keine wilden Tone Plays wie ein Eskei83, keine Live Mash-Ups oder Remixe, sondern einfach nur saubere, solide Transitions machst und gute Musik auflegst. Was bringt es dir dann überhaupt, CUE Punkte zu setzen?

Es ist ja nicht so, als hättest Du als DJ nicht schon genug damit zu tun ständig Lieder aus DJ Pools herunterzuladen um aktuell zu bleiben, Playlisten anzulegen und zu sortieren, um dich auf Gigs vorzubereiten, dein DJ Gewerbe richtig anzumelden, deine Steuererklärung zu machen, ordentliche Rechnungen zu schreiben, ach ja und nicht zu vergessen, aufpassen dass Du auch ja nicht vergisst, die richtige GEMA Lizenz zu beantragen, nicht schon genug zu tun.

Also für was soll das Setzen von CUE Punkten nun gut sein?

Ich will ganz ehrlich sein, Ich bin ein ziemlicher Fan von CUE Punkten. Und zwar deshalb, weil dir die Teile bei einer ganzen Latte an Dingen helfen können, die dir das Leben als DJ vereinfachen, dich von den anderen DJs abheben und manchmal sogar den Arsch retten können.

Wie das genau funktioniert, erkläre ich dir gleich. Aber zuerst mal, was genau versteht man eigentlich unter einem CUE Punkt?

Was sind eigentlich CUE Punkte?

Im Prinzip ist ein CUE Punkt ein Marker, mit dem Du als DJ an eine bestimmte Stelle in einem Track springen kannst.

Zu Vinyl Zeiten nutzen wir dafür immer kleine Aufkleber, die wir auf den Rand der Platten klebten. So wusstest Du, wie weit Du die Scheibe zurückdrehen musstest, um wieder an dieselbe Stelle des Tracks bzw. den Anfang zu gelangen.

Marker auf meiner alten Fat Joe "We Thuggin'" Vinyl aus 2001

Marker auf meiner alten Fat Joe „We Thuggin'“ Vinyl aus 2001

Das brauchst Du heute nicht mehr.

In jeder DJ Software und bei jedem CDJ hast Du die Möglichkeit solche Marker zu setzen. Damit kannst Du nun ganz exakt und an mehr als eine Stelle in deinen Tracks springen.

Das ist auf jeden Fall cool, aber nicht der wahre Grund, warum Du als DJ nicht darauf verzichten solltest, CUE Punkte für jeden deiner Titel zu setzen. Doch dazu komme ich gleich.

Ich weiß nicht, wie lange Du schon dabei bist und Du musst ja auch nicht mit Vinyl aufgelegt haben, um ein Real DJ zu sein, aber falls Du damals schon dabei warst, kennst Du doch bestimmt auch folgenden Trick:

Vinyl Trick:
Wenn Du dir eine Scheibe genau angeschaut hast, konntest Du erkennen, wie der Song aufgebaut ist und hattest damit schon einmal einen Vorteil. Die dunklen, schwarzen Rillen sind die Instrumental Parts und auf den helleren befinden sich die Vocals.

Heute sieht dein Equipment vielleicht ein wenig anders aus, aber an dem was einen guten DJ ausmacht und was das Publikum von dir hören will, hat sich bis heute nichts geändert.

Die Leute wollen immer noch einfach gut unterhalten werden von dir. Und das schaffst Du am besten mit solider DJ Arbeit:

  • einer guten Musikauswahl
  • ordentlichen Buildups
  • und interessanten Transitions

Doch dafür ist es notwendig, dass Du zumindest grob weißt, wie deine Songs aufgebaut sind.

Die Struktur eines typischen Tracks

Der Aufbau eines normalen kommerziellen Songs ist eigentlich ziemlich simpel und einfach zu merken.

Ein guter Track erzählt eine Geschichte. Es wird langsam bis zu einem gewissen Punkt immer mehr Spannung aufgebaut, bis diese sich dann irgendwann plötzlich wieder entlädt. Wenn das gut gemacht ist, bleibt der Song im Gedächtnis.

Deshalb ist jeder Track in verschiedene Parts unterteilt, die so angeordnet und immer wieder wiederholt werden, dass die Leute sich möglichst einfach daran erinnern.

Wenn Du als DJ diese Teile kennst und weißt, wie der Song aufgebaut ist, dann stehen dir unendlich viele Möglichkeiten für smoothe und interessante Transitions zur Verfügung, die die Leute fesseln und auf der Tanzfläche halten werden.

Die meisten Tracks sind so aufgebaut:

Intro: Ein Intro besteht gewöhnlich aus einem Vielfachen von 16 Bars. Also beispielsweise 16, 32, 48 oder 64 Bars. Dabei passiert normalerweise alle 32 Bars etwas wie z.B. es kommt ein neues Instrument oder ein neuer Sound dazu. Viele Intros beginnen daher mit Drums und nach und nach kommen langsam alle 32 Bars neue Instrumente dazu.

Verse 1: In Songs mit Lyrics unterscheiden sich die verschiedenen Verse normal voneinander, so dass nicht immer der gleiche Text gesungen wird. Der Verse soll die Stimmung eines Songs bestimmen und langsam den Refrain einleiten.

Refrain: Der Refrain enthält die Message, die Hauptaussage des Songs. Er baut auf einer melodischen Hook auf und ist der Teil des Tracks, der einem im Ohr bleibt. Das ist gerade dann blöd, wenn dir der Song eigentlich überhaupt nicht gefällt, du den Refrain aber einfach nicht aus deinem Kopf bekommst (oder wie kannst Du dir erklären, wieso „Die Immer Lacht“ so ein behinderter Ohrwurm ist?!)

Break: Das ist im Prinzip eine Überleitung vom Ende des Refrains, bis dahin wo der Track schließlich wieder weitergehen soll.

Verse 2: Die meisten Songs besitzen einen zweiten Verse mit anderen Lyrics, als im Ersten.

Refrain 2: Der Refrain bleibt gewöhnlich immer gleich.

Bridge: Eine Bridge gibt es nicht in jedem Song. Es ist eine einmalige Überleitung gegen Ende des Tracks, die meisten bei Pop Songs vorkommt. Sie unterscheidet sich komplett vom Rest des Tracks (sowohl musikalisch, als auch vom Text).

Refrain 3: Bei manchen Songs wird der Refrain sogar drei oder mehr Mal wiederholt.

Outro: Das Ende des Songs. Entweder es wird ausgefaded oder es kommen nur noch einfache, simple Beats. Gewöhnlich ist das Outro genauso lange, wie das Intro.

Wenn Du diesen grundlegenden Aufbau eines Tracks verstehst, dann weißt Du IMMER genau, an welcher Stelle eines Songs Du dich gerade befindest. Das ist für dich als DJ extrem hilfreich, denn so kannst Du wesentlich kreativere Übergänge, harmonischere Mixe oder auch live Mash-Ups in deinen Sets machen.

Was ist der Sinn von CUE Punkten?

Der Sinn von CUE Punkten ist es jetzt diese Struktur eines jeden Tracks für dich sofort sichtbar zu machen. Sobald Du einen Song auf ein Deck geladen hast, siehst Du auf einen Blick sämtliche Einzelteile und wie diese zusammengesetzt sind.

Das hat die folgenden Vorteile:

  • Du hast jeden Track in deiner Library schon mindestens 1 Mal komplett angehört
  • Dir können schon daheim beim Vorbereiten coole Ideen für deine Sets kommen
  • Du hast die Möglichkeit während deines Sets schneller auf die Leute reagieren, falls die Tanzfläche sich leert
So ist z.B. die aktuelle Nummer 1 "One Dance" von Drake aufgebaut

So ist z.B. die aktuelle Nummer 1 „One Dance“ von Drake aufgebaut

So, jetzt aber genug von den ganzen Vorteilen. Wie funktioniert es?

Wie setzt man richtig CUE Punkte?

Da Du ja jetzt schon weißt, aus welchen Teilen ein Track aufgebaut ist, musst Du diese nur noch in deiner DJ Software markieren und richtig beschriften. Dann kannst Du zwischen den einzelnen Parts hin und herspringen, sie neu zusammensetzen, loopen oder den Song abkürzen, wenn Du damit gerade die Tanzfläche leerst.

Ich mache das jetzt mal Schritt-Für-Schritt anhand eines aktuellen Tracks und mit Serato DJ. Das Prinzip ist aber immer dasselbe, egal welche Software Du zum Auflegen benutzt.

#1 ANALYSE – Track analysieren

1. Schritt: Track analysieren

1. Schritt: Track analysieren

Als erstes würde ich den Song immer zuerst einmal analysieren lassen, um die korrekte BPM und eventuell Grids angezeigt zu bekommen.

#2 INTRO – Start des Tracks festlegen

2. Schritt: Intro CUE Punkte setzen

2. Schritt: Intro CUE Punkte setzen

Der erste CUE Punkt ist bei mir immer der erste Beat den Songs. Man sagt dazu auch die Eins. Wenn Du den CUE richtig setzt, dann wird sich ab diesem Punkt bei jedem Vielfachen von 16 Bars etwas ändern.

#3 VERSE – Start der Lyrics festlegen

3. Schritt: Verse CUE Punkte setzen

3. Schritt: Verse CUE Punkte setzen

Wenn ich herausgefunden habe, an welcher Stelle die Lyrics losgehen, dann markiere ich die Stelle mit einem CUE Punkt. So kannst Du nämlich sofort erkennen, wie lange das Intro des Songs geht (16 Bars, 32 Bars, 48 Bars, etc.) und verpasst bei einer Transition nicht, rechtzeitig auf den neuen Song zu wechseln.

#4 REFRAIN – Start des Refrain festlegen

4. Schritt: 1. Refrain CUE Punkte setzen

4. Schritt: 1. Refrain CUE Punkte setzen

Auf den ersten Verse folgt normal der erste Refrain des Songs, also der Teil, der sich immer wieder wiederholt. Ich markiere diese Stellen immer, weil sich so ganz einfach den Titel abkürzen lässt.

Falls Du beispielsweise merkst, dass sich die Tanzfläche gerade leert und Du etwas tun musst, dann kannst Du ganz einfach zum letzten Refrain des Songs springen und mit dem anschließenden Outro trotzdem noch einen schönen sauberen Übergang hinbekommen.

#5 BREAK – Start einer Überleitung festlegen

5. Schritt: Break CUE Punkte setzen

5. Schritt: Break CUE Punkte setzen

Wenn auf den Refrain ein Break folgt, setze ich auch dort CUE Punkte, denn diese Stellen eignen sich oft super für Transitions. Das liegt daran, dass sich bei einem Break sowieso plötzlich der Song ändert und so gar nicht auffällt, wenn ein neues Element noch hinzukommt.

#6 VERSE – Start weiterer Lyrics festlegen

6. Schritt: 2. Lyrics CUE Punkte setzen

6. Schritt: 2. Lyrics CUE Punkte setzen

Hat der Song weitere Strophen, markiere ich meistens alle mit CUE Punkten. Zum einen, um zwischen ihnen springen zu können und zum anderen ist es einfach übersichtlicher, alle Teile des Songs auf einen Blick sehen zu können.

#7 REFRAIN – Start weiterer Refrain festlegen

7. Schritt: 2. Refrain CUE Punkte setzen

7. Schritt: 2. Refrain CUE Punkte setzen

Hat der Song weitere Refrains, markiere ich meistens alle mit CUE Punkten. Zum einen, um zwischen ihnen springen zu können und zum anderen ist es einfach übersichtlicher, alle Teile des Songs auf einen Blick sehen zu können.

#8 Überleitung am Ende – Bridge

8. Schritt: Bridge CUE Punkte setzen

8. Schritt: Bridge CUE Punkte setzen

Falls der Titel eine Bridge besitzt, würde ich auch die markieren. Diese Teile des Tracks eignen sich meistens nicht so gut für Transitions, um aus dem Track rauszugehen. Darum markiere ich mir dann solche Stellen, um sie nicht mit dem Outro des Songs zu verwechseln, das meistens gleich danach kommt.

#9 OUTRO – Das Ende des Tracks

9. Schritt: Outro CUE Punkte setzen

9. Schritt: Outro CUE Punkte setzen

Am Ende folgt meistens ein Outro, das genauso viele Bars lang ist, wie sein Intro. Hier lassen sich am einfachsten saubere, smoothe Transitions machen, da am Ende des Songs normal nicht mehr viel passiert. Meist besteht das Outro nur noch aus einer simplen Baseline.

Das ist sicherlich nicht die einzige Möglichkeit, CUE Punkte zu setzen, aber wenn Du jeden Track in deiner Library nach diesem System durchgehst, hast Du 90% der anderen DJs einen Schritt voraus:

  • Du kennst deine Tracks und weißt welche Songs dazu passen
  • Du weißt an welcher Stelle ein Übergang gut passen würde
  • Du kannst Tracks schneller beenden, falls die Tanzfläche sich leert

Wenn Du noch mehr tun willst, könntest Du noch Stellen für Loops, Backspins oder für coole Effekte setzen, aber ich denke mit den CUE Punkten alleine bist Du schon eine ganze Weile beschäftigt.

Hast Du selbst eine coole Methode, wie Du CUE Punkte einsetzt? Oder habe ich irgendetwas wichtiges vergessen? Dann mail einfach oder schreib mir einen Kommentar unten.

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{ 6 comments… add one }
  • Nicklas 19. Mai 2020, 16:19

    Ich mach das schon ein bisschen, aber du hast die Technik echt super aufgeschlüsselt und einige hilfreiche Anregungen gegeben! Danke

    Reply
  • Mexyn 15. November 2016, 11:09

    Hallo Tobi,

    vielen Dank für diesen Eintrag. Ich bin blutiger Anfänger und der Beitrag war für mich sehr hilfreich. Habe aber eine kleine Anmerkung. Wenn ich bisher alles richtig verstanden habe, dann bezeichnet eine „Bar“ einen „Takt“ also in der Regel 4 „Beats“. Du redest in mehreren Teilen deines Beitrags von 16, 32, 64 „Bars“. Ich vermute hier sind eher die „Beats gemeint?

    Viele Grüße

    Mexyn

    Reply
    • Tobias Laemmle 15. November 2016, 12:52

      Hallo Mexyn,

      mit Bar ist jeder einzelne Beat gemeint. 16 Bars ergeben somit (meist) ein Intro oder Outro.

      Reply
  • Lars 7. November 2016, 22:07

    Heyho,

    ich nutze die Cues mit Beatjumps.
    Heißt ich setze einen Cue Punkt an dem der Übergang vollendet sein soll, dann gehe ich von diesem Cue Punkt mit Beatjumps bspw. 32 Bars zurück.
    Wenn ich dies jeweils am Anfang eines Liedes und am Ende eines Liedes erstelle, habe ich immer 32 Bars für den Übergang am Anfang und Ende.

    Gruß,
    Lars

    Reply
  • Jonathan 10. August 2016, 13:08

    Hallo Dj Tobander,
    ich habe am 16.September meinen ersten Gig in Hamburg in einem Club und ich spiele Psytrance- und Progressiv Psy. Gilt dort das gleiche mit den CUE Punkten wie du es oben beschrieben hast ? Dort gibt es selten Refrains oder Lyric stellen. Ich hoffe du kannst mir dabei einenguten tipp geben denn ich bin wirklich sehr nervös und aufgeregt und möchte das ding gerne gut nachhause bekommen 🙂 .
    Lieben Gruß
    Jonny aka Dj Greenlix

    Reply
    • Tobias Laemmle 10. August 2016, 14:51

      Hallo Jonathan,

      erst mal Glückwunsch zu deinem ersten Gig nächsten Monat!

      Also die CUE Punkte sollen dir ja dabei helfen, einen besseren Überblick über den Track zu bekommen.

      Gerade dann, wenn Du während eines Gigs im Stress bist oder den Titel vielleicht noch nicht so kennst.

      Also für Psytrance oder Progressive Psy musst Du natürlich andere CUE Punkte setzen. Und wenn Du nur mal jeden Song einen CUE Punkt für den Start (also die Eins) und einen CUE Punkt, am Ende (wo Du eine Transition machen könntest) setzt. Dann hilft dir das auch schon.

      Schon aus dem Grund, weil Du dann jeden Song, den Du in deinem Set spielen könntest, mindestens 1x Mal komplett von Anfang bis Ende durchgehört hast.

      Viel Erfolg auf jeden Fall schon mal und wenn noch Fagen hast, meld dich einfach!

      Gruß,
      Tobi

      Reply

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