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Also ich gehöre sicherlich nicht zu den besten DJs hier in Deutschland (noch nicht mal annähernd). Weder von meinen technischen Skills (ich halte einen 3-Click Flare immer noch für unmöglich), meiner Fähigkeit das Publikum zu “lesen“ oder die Leute mit dem MIC zu rocken. Worin ich aber immer gut war, ist mich auf einen Gig akribisch vorzubereiten. Neue aktuelle Lieder checken, Cue Punkte setzen und Harmonien festlegen, eigene Edits basteln und Playlisten anderer DJs studieren.

Der begabteste DJ war ich nie, aber ich hatte ein paar DJ Routinen, die mir halfen

Der begabteste DJ war ich nie, aber ich hatte ein paar DJ Routinen, die mir halfen

Warum das Alles? Ganz einfach, ich persönlich finde, für einen DJ ist es das Allerwichtigste überhaupt, seine Tracks zu kennen und zwar in- und auswendig. Wenn die Stimmung gut ist, kann ich auch mal eine  Nummer spielen, die gerade erst neu rauskam. Kommt das Ding nicht an, spring ich mit den Cue-Punkten sofort ans Ende des Tracks und finde etwas Bekanntes, das dazu harmoniert. Vielleicht spiel ich auch einen meiner eigenen Edits, um ein wenig Abwechslung reinzubringen.

Problem am Anfang war; ich nahm mir vor, täglich die neuen Tracks zu checken, meine abonnierten Podcasts durchzuhören, SoundCloud nach neuen Brettern zu durchsuchen, etc. Wenn der Tag 48 Stunden hätte, dann hätte das wahrscheinlich auch geklappt. So endete das Ganze jedoch wie jede schlechte Diät, bei der man von einem Tag auf den anderen alles umstellen soll und nur noch “gesund“ essen… richtig, ab Tag 2 machte ich genau gar nichts mehr!

Der Grund ist ganz einfach. Wie bei vielen anderen Dingen auch, ist es beim Aktualisieren deiner Playlisten wichtig, dir eine gewisse Routine zuzulegen. Nur so kannst du auch sichergehen, dass du dich auch daran halten wirst. Es bringt ja nichts, wenn du dir vornimmst jede Woche sämtliche Musikportale nach neuen Tracks zu durchsuchen und das dann genau 1x Mal machst, weil es 10 Stunden dauert, sich jeden Schmeiß anzuhören. Nein, nimm dir lieber nicht ganz soviel vor und mach es dafür regelmäßig jede Woche.

Denn wenn es irgendwas gibt, mit dem du dich garantiert von den derzeit (gefühlten) 10.000 DJs hier in Deutschland abheben willst, dann ist es genau das! Ist zwar wahrscheinlich der zeitaufwendigste, aber auch mit Sicherheit der einfachste Weg, den anderen DJs ein Stück voraus zu sein, denn du wirst dich wundern, wie wenige DJs heute noch versuchen, jede Woche aktuell zu bleiben. Oder ist dir noch nie aufgefallen, wie viele DJs beispielsweise heute noch ein Warm-Up machen, dass sie so gut und gerne auch vor 10 Jahren schon im Club hätten spielen können.

Um dir eine Idee zu geben, wie so eine Routine aussehen könnte, hier mal meine wöchentliche Vorgehensweise, um meine Playlisten zu aktualisieren:

1. Checken meiner Record-Pools

Ich bin Mitglied bei mehreren DJ Record Pools, die für einen monatlichen Betrag eine Art Download-Flatrate anbieten. Das Erste, was ich also jeden Montag mache, ist die aktuellen Download Charts der Record Pools anzuschauen.

Eine der DJ Routinen ist es, wöchentlich die Charts der Record Pools zu checken

Eine der DJ Routinen ist es, wöchentlich die Charts der Record Pools zu checken

Dabei höre ich mir nur jeweils die ersten zehn Sekunden von jedem Track an. Wenn es sich nur halbwegs interessant anhört, downloade ich mir den Song. Die Menge hängt natürlich maßgeblich davon ab, wie viele verschiedene Genre du spielst, aber bei mir sind das so sieben bis zehn Tracks pro Portal.

Anzahl Tracks: ~17 Tracks

2. Checken der aktuellen Charts

Klar kommt das auch darauf an, in was für einer Art Laden du spielst, aber ich finde als DJ solltest du schon so einigermaßen Bescheid wissen, was momentan so auf Eins in Deutschland ist. Nielsen veröffentlicht jede Woche die aktuellen Plattenverkäufe je Land. Das Ergebnis kannst du dir z.B auf der Billboard Webseite anschauen.

Die aktuellen deutschen Charts kannst du bei Billboard checken

Die aktuellen deutschen Charts kannst du bei Billboard checken

Die momentane deutsche Top 10 ziehe ich mir eigentlich immer… man weiß ja nie. Oft sind das halt Radio-Versionen oder (wie momentan gerade) ein wenig langsame Nummern. Aber für so was gibt’s immer Re-Edits, Re-Drum oder Hype Versionen, die dann extra für mehr Druck im Club gemacht sind.

Anzahl Tracks: ~10 Tracks

3. Checken von aktuellen Radio-Playlisten

Viele der populären Radiosender haben an den Wochenenden eine Show, in der sie DJ Sets mit aktueller Musik spielen. Klar ist da auch viel Quatsch dabei und oftmals wiederholen sich viele der Leider, aber ich höre mir die Shows ja auch nicht an. Nein, geh auf die Webseite des Senders, such nach dem Namen der Show und irgendwo da, wirst du auch die Playlisten der Sendung finden. Wenn ich einen Track nicht kenne, dann suche ich das Teil auf einem meiner Flatrate Portale und hör mir die Nummer mal an.

Die Playlisten von DJ-Radisendungen sind immer ein guter Geheimtipp

Die Playlisten von DJ-Radisendungen sind immer ein guter Geheimtipp

Anzahl Tracks: ~3 Tracks

4. Checken aktueller DJ Playlisten

Ich finde, dass es zum Kennenlernen eines Ladens nichts Besseres gibt – abgesehen vielleicht von selbst in den Club zu gehen –, als sich die DJ Playlisten einer Party anzusehen. Sei es, weil du demnächst mal in dem Laden auflegen sollst oder einfach um zu checken, ob es sich lohnt, da hinzugehen.

Aber du kannst dir natürlich auch mal Playlisten von DJs durchzuschauen, die einfach nur dieselbe Musikrichtung wie du auflegen. Ich checke z.B. regelmäßig die Urban Playlisten bei Serato.

Die Serato Playlists sind oft ein guter Anhaltspunkt für neue Tracks

Die Serato Playlists sind oft ein guter Anhaltspunkt für neue Tracks

Da findest du nicht nur immer wieder coole neue Tracks, sondern siehst auch, wie andere DJs ihr Warm-Up ihre Main Time und generell ihr DJ Set aufbauen. Gerade am Anfang kann dir das als DJ enorm weiterhelfen. Nur mach bitte eins nicht und schreib dir die Tracks und Reihenfolge ab und spiel es dann später genau so im Club. Das geht gar nicht und müsste eigentlich die Achte der 7 Todsünden des DJing sein.

Anzahl Tracks: ~5 Tracks

5. Sammeln der neuen Downloads

So, wenn ich damit fertig bin, sollte ich so zwischen 30 und 35 neue Tracks in meinem Download-Ordner haben. Die packe ich jetzt und verschiebe sie in einen eigenen Ordner in meinem iTunes. Bei mir heißt der NEWS und dort befinden sich alle Titel, die ich bisher noch keiner Playlist zugewiesen habe.

Alle neuen Titel kommen erst Mal in den NEWS Ordner

Alle neuen Titel kommen erst Mal in den NEWS Ordner

Mit der NEWS Playliste würde ich es so halten, wie mit deinem E-Mail Posteingang. Laß da nicht zu viel auflaufen, sondern geh wirklich regelmäßig durch und verschieb die Tracks in die entsprechenden Listen. Wenn sich da erst mal 200 Songs angesammelt haben, ist es zu spät und du siehst die Liste gar nicht mehr durch. Glaub mir! Also Track anhören und entweder in eine (oder mehrere) passende Playlist verschieben oder wegschmeißen.

6. Hör dir alle neuen Tracks einmal durch

Ich zieh mir meine NEWS Playlist auf’s iPhone. So kann ich mir das Zeug auf dem Weg zur Arbeit, beim Joggen, im Training oder im Auto anhören.

Den Ordner höre ich mir immer wieder an, bis ich die Tracks verteilen kann

Den Ordner höre ich mir immer wieder an, bis ich die Tracks verteilen kann

Bei den meisten Liedern merkst du eigentlich recht schnell, ob der Track was für dein DJ Set, deine persönliche Musiksammlung oder nur für den Papierkorb ist. Außerdem kannst gleich checken, ob der Song ein Edit brauchen könnte oder ob die Quali in Ordnung ist.

7. Tracks richtig benennen und analysieren

So, wenn ich jetzt alles einmal durchgehört und verschoben habe, bleiben so ungefähr noch zehn neue Tracks übrig. Die kommen jetzt erst mal in Mixed In Key, um BPM und Key festzustellen. Danach passe ich Namen, Artist, Genre, Version, etc. an, damit ich den Track später wieder schnell finden kann.

Eine meiner DJ Routinen ist es, jeden Track durch MIK laufen zu lassen

Eine meiner DJ Routinen ist es, jeden Track durch MIK laufen zu lassen

Nur mal so nebenbei. Du musst das nicht so machen. Das ist halt meine Vorgehensweise und ich bin dabei wie gesagt sehr gründlich. Wenn ich beim Auflegen durch meine Library scrolle, dann will ich auf einen Blick sehen, ob der nächste Track harmonieren würde, ob es ein 16 Bar Intro oder Hype Edit ist, ob es ein Instrumental am Ende oder einen Break gibt, etc. Manche DJs müssen sich das nicht extra notieren, sondern wissen das einfach, aber ich gehöre leider nicht dazu. Also mache ich mir die Mühe.

8. Beat Grid und CUE-Punkte erstellen

Okay, also das ist meine Vorgehensweise in Serato DJ. Funktioniert aber mit jeder anderen Software ähnlich:

Erst nach dem setzen des Beat Grid, ist Auto-Sync möglich

Erst nach dem setzen des Beat Grid, ist Auto-Sync möglich

9. Eigene DJ Edit Versionen erstellen

Bei setzen der CUE-Punkte fallen mir oft Dinge auf wie:

  • der Anfang des Tracks eignet sich unglaublich scheisse zum Mixen
  • ein Acapella-In oder –Out würde super passen bei dem Lied
  • der Song wäre viel cooler, wenn er mit der Hook beginnen würde

Für die Fälle, nehme ich die Tracks wieder raus und baue mir mit Sony Acid oder Ableton ein eigenes Edit. Dann kommt der Track wieder zurück in die entsprechenden Playlisten und ich wiederhole die Punkte sieben und acht noch einmal.

10. Playlisten durchhören

Als allerletztes, wenn ich alle Tracks umsortiert, benannt, analysiert und editiert habe, sortiere ich die Playlisten nach neuesten Songs zuerst und zieh sie mir wieder aufs iPhone zum Durchhören.

Puuh, jetzt wo ich mir das gerade noch einmal durchgelesen hab, ist das schon ein ganzer Batzen an Sachen. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht so genau, wie die anderen DJs das machen. Vielleicht geht das Ganze irgendwie auch viel schneller und einfacher..kein Plan. Wenn dir was einfällt, sag Bescheid!

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{ 6 comments… add one }
  • Christian 30. Mai 2014, 11:47

    Kannst du bitte zur Verdeutlichung ein paar Beispiele geben, wie du die Crates Warum up und Cool Down unterscheidest? Main Time ist mir klar.
    Vielen Dank
    Christian

    Reply
    • Tobias Laemmle 30. Mai 2014, 17:34

      Hey Christian,

      WARM-UP: Keine aktuellen Hits, aber Tracks mit Druck
      Bsp.: Chris Brown – Strip, Rihanna – Talk That Talk, Red Cafe – Fly Together, Lloyd Banks – Any Girl

      COOL-DOWN: aktuelle Hits oder Classics, aber Nice & Easy und ohne Druck
      Bsp.: Beyoncé – Drunk in Love, Justin Timberlake – TKO, Aaliyah – Try Again, Mase – What You Want

      Das wären Beispiele, falls du in einem Urban und Hip Hop Laden spielst. Macht mehr Sinn jetzt?

      Reply
  • Fabian 21. Mai 2014, 06:07

    Dem ist nichts hinzuzufügen, genau so läuft es. Woche für Woche … Je „breiter“ man aufgestellt ist, je mehr Arbeit macht das ganze 😉

    Reply
    • Tobias Laemmle 21. Mai 2014, 06:48

      Ja, völlig richtig. Wenn du mehrere Genre spielst, musst du dir die ganze Arbeit auch mehrmals machen.

      Reply
  • Misses 21. Mai 2014, 00:01

    Wollte einfach nur mal Danke sagen für deine Tipps und die Mühe die du dir machst. Echt cooler Blog!

    Reply
    • Tobias Laemmle 21. Mai 2014, 06:48

      Danke, freut mich, wenn dir die Artikel weiterhelfen!

      Reply

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